Mehr Selbstbewusstsein durch Lerncoaching - Selbstbewusstsein hat leise Wurzeln

Mareike Brandt
29. Aug.
3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Sept.

so sehen wir das bei Lerncoaching Wohlgemut in Bad Bellingen (zwischen Freiburg & Basel) · online möglich

Selbstbewusstsein klingt nach „Mut nach außen“. Nach meinen Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen zeigt es sich leiser: als ein Innenkompass, der sagt „Ich spüre mich selbst und ich kann handeln“. Wenn dieser Kompass deutlicher wird, ordnen sich Schule, Freundschaften und Zuhause von selbst ein Stück.

Mehr Selbstbewusstsein durch Lerncoaching -Drei Szenen

Finn, 9 – die zehn Sekunden davor

Vor dem Melden ist alles in mir laut und unruhig. Wir vereinbaren ein Mini-Ritual: Hand auf den Bauch, einmal zählen bis fünf, dann der Satz: „Ich darf anfangen, ohne sicher zu sein.“ Finn beginnt. Nicht perfekt, aber er meldet sich wieder zu Wort.

Roya, 12 – die WhatsApp-Flut

Zu Hause prallen Erwartungen, Nachrichten und eigene Ansprüche aufeinander. Wir suchen nicht nach „mehr Disziplin“, sondern nach einer Reihenfolge: erst Körper spüren, dann eine Sache wählen, dann Rückmeldung. Roya sagt später: „Ich kann jetzt reagieren, ohne nur wütend zu sein.“

Jaro, 17 – Spiegelblick

„Ich weiß nicht, wer ich bin, nur was andere sehen.“ Wir überlegen zusammen drei Tätigkeiten, nach denen er sich mehr fühlt statt weniger. Jaro beginnt, diese Momente zu ankern und zu vermehren. Das Selbstbild wird von innen dichter.

Häufige Mythen und wie du es auch sehen kannst

Mythos: Selbstbewusstsein heißt, immer laut und sicher zu sein.
Neuer Blick: Es ist die Fähigkeit, Unsicherheit zu halten und trotzdem zu handeln.
Mythos: Es entsteht durch ständiges Loben.
Neuer Blick: Es wächst durch echte Erfahrungen von Wirksamkeit – klein, wiederholbar, bedeutungsvoll.
Mythos: Nur die richtige Strategie zählt.
Neuer Blick: Regulation vor Strategie - Wenn das Nervensystem atmen kann, klappt der Plan.

Die 4 leisen R – ein Rahmen, der trägt

Regulation: Körper darf landen (Atem, Kontakt, Rhythmus).
Resonanz: Ich werde gesehen, nicht bewertet.
Richtung: Eine Sache, ein nächster Schritt, ein (Teil)erfolg.
Ritual: Wiederkehrende kleine Formen, die Halt geben (z. B. Anfangs- und Abschlussmoment).

-> Mehr Selbstbewusstsein durch Lerncoaching wächst dort, wo diese vier still im Hintergrund arbeiten. Kein großer Zauber, eher eine bewusste Architektur.

Für dich als Jugendliche*r

Deine „Stimme“ ist nicht das, was du am lautesten sagst, sondern was du auch mit Zittern tust. Probier’s so:

Mikro-Mut: Wähle etwas, das 15 Sekunden kostet (eine Frage stellen, ein Satz vor einer Gruppe sprechen)
Körperkompass: Vor Entscheidungen einmal Schultern, Bauch, Kiefer checken -> dann erst wählen
Gelingensnotiz: Abends ein Moment erinnern, der dir etwas gegeben hat (nichts mit Noten)

Für euch als Eltern

Ihr müsst nicht „motivieren“. Hilfreich ist:

Ankermomente statt Dauercoaching: ein Anfangs- und ein Abschlussmoment am Tag
Stimmrechte vergeben: Kind überlegt einen möglichen kleinen Schritt; ihr schützt den Rahmen
Fehlerfreundschaft: „Versuche zählen“, nicht nur Ergebnisse

7-Tage-Experimente (kurz, machbar, wirkungsvoll)

Ein Anfang: Vor Hausaufgaben 3 Atemzüge + Blickkontakt.
Ein Ende: 2-Min-Tagesabschluss (Was tat gut? Was bleibt morgen weg?).
Ein Schritt: Pro Tag eine Sache zu Ende bringen, egal wie klein.
Ein Nein: Ein Mini-Nein, freundlich und klar (gegen Überladung).
Ein Draußen: 5 Minuten frische Luft ohne Handy – Wahrnehmen statt leisten.
Ein Echo: „Ich habe gehört, dass… Habe ich dich richtig verstanden?“
Ein Feiern: Einen Versuch würdigen, der kein Ergebnis hatte.

Wenn es zuhause leichter wird

Das Klima verändert sich zuerst: weniger Kreisen um Leistung, mehr echtes Interesse. Aus „wer hat recht?“ wird „wie kommen wir gut durch?“. Lehrkräfte spiegeln oft: ruhigeres Auftreten, stimmigere Vorbereitung. Nebenwirkung: Noten ziehen nach, eben nicht, weil Druck erhöht wurde, sondern weil der Selbstkontakt wächst.